Tommy Hilfiger: Die Geschichte der Modemarke

Was 1985 in New York City als ambitioniertes Projekt eines Jungdesigners begann, ist heute längst eine Weltmarke. Wir verraten Ihnen, wie Tommy Hilfiger seine Anfänge nahm - und wie der gleichnamige Unternehmensgründer zu einem der bekanntesten Modemacher unserer Zeit wurde.

Small Town Boy: Die Anfangsschritte von Thomas Hilfiger

Im Gegensatz zu vielen Unternehmen in der Marketing-vernebelten Modewelt ist Tommy Hilfiger nicht bloß eine Figur als Fassade, sondern ein tatsächlicher Mensch aus Fleisch und Blut. Der wurde 1951 als Thomas Jacob Hilfiger als zweites von neun Kindern in Elmira, einer Stadt im US-Bundesstaat New York, geboren. Während seine Mutter irisch-schottische Vorfahren hat, liegen die Wurzeln der Familie des Vaters in der Schweiz - von hier stammt auch der Familienname. Obwohl die Eltern für Thomas eigentlich eine geregelte Laufbahn als Ingenieur im Sinne hatten, stand dem Sohn der Sinn doch eher nach Mode.

Nachdem er in seiner High-School-Zeit schon erste Erfahrungen in einer Boutique sammeln konnte, kratze er 1971 sein gesamtes Erspartes von 150 US-Dollar zusammen und eröffnete einen eigenen Laden: People's Place. Mit dem Shop brachte er zeitgenössische Mode wie Schlaghosen oder Lederjacken aus New York City ins beschauliche Elmira, begann zeitgleich jedoch damit, selbst erste Entwürfe für Kleidung anzufertigen. Nachdem People's Place 1977 bankrottging, begann Hilfiger, sich auch für die geschäftliche Seite eines Fashionunternehmens zu interessieren und besuchte diverse Wirtschaftskurse. Mit einem Umzug nach New York City knüpfte er schließlich erste Kontakte zu etablierten Marken und begann, für sie zu produzieren, während er bei Reisen nach Indien den Herstellungsprozess von Kleidung vor Ort studierte.

Die Geburt der Marke Tommy Hilfiger

Seinen Traum vom eigenen Label hatte Thomas nie aus den Augen verloren und Mitte der Achtzigerjahre wurde dieser endlich Realität. Mit finanzieller Unterstützung des Geschäftsmanns Mohan Murjani launchte er 1985 Tommy Hilfiger als progressive Casualmarke, die typische "All American Looks" in Preppy-Ästhetik mit einer ordentlichen Note Sportswear-Charme garniert. Zurückhaltung und Bescheidenheit waren für Hilfiger damals wahrlich nicht die Tugenden der Stunde - es wurde geklotzt, statt gekleckert. So platzierte die Marke im Jahr der Unternehmensgründung folgendes Billboard-Plakat prominent am New Yorker Time Square:

In der vom legendären Art Director George Lois designten Kampagne setzte sich Hilfiger selbstbewusst mit dreien seiner Vorbilder - Ralph Lauren, Perry Ellis und Calvin Klein - gleich, was den Konkurrenten natürlich nicht unbedingt gefiel. Dem Emporkömmling stand so viel Chuzpe allerdings gut zu Gesicht, denn Tommy Hilfiger konnte sich in den folgenden Jahren tatsächlich einen Platz neben den Platzhirschen der US-amerikanischen Fashionwelt erkämpfen.

Woher kommt eigentlich das Logo von Tommy Hilfiger?

Häufig wird behauptet, dass das berühmte Emblem in Dunkelblau, Rot und Weiß Hilfigers eigene, moderne Interpretation der US-Flagge wäre. Allerdings spielt hier vielmehr die Verbindung der Marke zum Preppy-Stil und dessen Ursprüngen eine Rolle. Als Kind war Thomas Hilfiger nämlich fasziniert von großen Yachten und träumte vom dazugehörigen Lebensstil. Deshalb studierte er auch das nautische Alphabet, in dem bunte Flaggen für einzelne Buchstaben stehen. So entwarf der Designer seine persönliche Version als Markenzeichen für die eigene Brand - und deren Farbpalette ist bis heute ein ständig wiederkehrendes Element in den Kollektionen von Tommy Hilfiger.

Vom Underdog zum Überflieger

Bereits 1990, also nur fünf Jahre nach Firmengründung, konnten sich die Kassenwarte bei Tommy Hilfiger über Umsätze von 25 Millionen US-Dollar freuen. 1991 ging das Unternehmen schließlich an die Börse. Für Thomas Hilfiger persönlich kam die Anerkennung seiner Zunft im Jahr 1995, als ihn der Council of Fashion Designers of America zum Menswear-Designer des Jahres kürte. Aber auch abseits von Abrechnungen und Auszeichnungen lief es ziemlich prächtig für die Marke. So wurden vor allem Stars aus Hip Hop und R&B zu einflussreichen Endorsern von Tommy Hilfiger: Mit der Unterstützung von Snoop Dogg, Aaliyah, 2Pac und weiteren angesagten Künstlern wurde die Brand in den Neunzigern so zum Streetwear-Favoriten. 1999 schuf man schließlich Tommy Jeans als junge, sportswear-lastige Sublinie, die bis heute besteht.

Auch zu Anfang des neuen Jahrtausends waren die Designs von Hilfiger in der Popkultur stark vertreten, mittlerweile über die Hip-Hop-Szene hinaus. So sponserte die Marke Live-Touren von Britney Spears oder Lenny Kravitz, kleidete die Mädels von Destiny's Child sowie die Jungs von NSYNC* ein - und Thomas Hilfiger selbst hatte einen Cameo-Auftritt in "Zoolander" mit Ben Stiller in der Hauptrolle. 2005 war der Unternehmensgründer schließlich Protagonist der Reality-Show "The Cut", in der Teilnehmer um einen Job als Designer mit eigener Untermarke bei Tommy Hilfiger konkurrierten. Zeitgleich standen für den Chef selbst jedoch ebenfalls große Veränderungen hinsichtlich seiner Rolle im eigenen Hause an.

Mit neuen Eigentümern zu alter Stärke

Im Jahr 2005 unternahm Hilfiger einen Schritt, der für viele Unternehmensgründer im Laufe ihrer Karriere wahrscheinlich zu den schmerzhaftesten gehört: die Firma, die man selbst ins Leben gerufen hat, zu verkaufen. Mehrere Milliardenbeträge wechselten bis 2010 die Besitzer, schließlich firmiert Tommy Hilfiger heute unter dem Dach der PVH Corp., zu der unter anderem auch Calvin Klein gehört. Dieser Schritt bedeutete allerdings nicht, dass sich der Modeschöpfer aus dem Unternehmen oder dem Modegeschäft zurückzog. Auch heute noch ist er Hauptdesigner seiner Marke und betreut den gesamten kreativen Prozess neuer Kollektionen. So konnte er seinem Label Mitter der 2010er-Jahre frischen Wind durch bewährte Ästhetik einhauen, als die Neunziger mit großen Schritten zurückkamen und die unverwechselbaren Hilfiger-Looks plötzlich wieder zu absoluten Must-haves für Fashion-Vorreiter wurden.

Diese Entwicklung ist bis heute ungebrochen: Ob zeitlose Casual-Styles oder urbane Pieces für Streetwear-Freunde, Tommy Hilfiger und Tommy Jeans gehören zu den unbestrittenen Top-Marken der Modewelt. Und die zeitlosen Teile stammen tragen nach wie vor die Handschrift des Mannes, der sich vor über 30 Jahren mit mutigen Visionen, einem gesunden Selbstvertrauen und seinem Gespür für die Trends der Stunde gegen alle Widrigkeiten durchsetzen konnte.